Bauherr
PSP Properties AG
Herr Hans Kessler
Seestrasse 353
8038 Zürich
Architekt
Wanner + Fankhauser AG
Herr Urs Fankhauser
Rebhaldenstrasse 4
8002 Zürich
Baujahr
2018/21
Ein Grossbrand unweit des Zürcher Hauptbahnhofs sorgte im 2018 für Schlagzeilen: Meterhohe Flammen schossen aus dem Dach der Blockrandbebauung am Bahnhofplatz. Das Projektteam stand kurz vor Abschluss des Rohbaus. Rund zwei Jahre später ist das Gebäude wieder erstellt. Nur dass diesmal alles anders ist, auch wenn man es dem Gebäude von aussen nicht ansieht. Die Brandnacht hatte viele offene Fragen zur Folge.
Unklar war, ob das Bauwerk einsturzgefährdet sei. Über die Zeit trat zutage, welchen Schaden der dreistündige Vollbrand verursacht hatte und im Folgenden das Löschwasser, sowie Regen und Schnee, die über ein halbes Jahr ungehindert in das Gebäude eindrangen. Der Brand hatte den Dachstuhl sowie die obersten drei Geschosse der Gebäude am Bahnhofplatz 1 und Bahnhofquai 15 sowie Bahnhofquai 9 bis 11 komplett zerstört. Rund 950 Quadratmeter Deckenfläche waren abgebrannt. Eine Betonplatte aus dem Dachgeschoss hatte beim Herabstürzen alle Decken unter sich zerschlagen und blieb über dem Erdgeschoss liegen.
Die Stadt und die Eigentümerin, die Immobiliengesellschaft PSP Swiss Property, sprachen sich dafür aus, dass der Blockrand zu grossen Teilen wieder aufgebaut werden sollte. Zurück zum Ursprung also. Im Februar 2019, fast ein halbes Jahr nach dem Brandereignis, kam das Notdach für den Wiederaufbau der denkmalgeschützten Fassaden und Dachlandschaft: 1600 Quadratmeter, unter denen die Bauarbeiten vor Wettereinflüssen geschützt waren. Nur einzelne Felder des Dachs liessen sich öffnen. Deshalb wurde das Material zuerst mit dem Baukran auf die Baustelle gehievt und danach mit einem Mini-Raupenkran an die richtige Position gehoben. Vor dem Start der Werkplanung wurde ein 3D-Scan gemacht, um ein genaues Modell der alten und neuen Aussen- und Innenwände zu erhalten. Die Dachelemente wurden im Voraus angefertigt und waren in ihrer Grösse auf die Achsen des Notgerüsts angepasst. Sie bestehen aus Dreischichtplatten, Sparren, Mineralwolle und DWD-Platten. Diese wurden zu einem Hohlkasten-Element zusammengebaut. Bei den Deckenkonstruktionen im vierten und fünften Obergeschoss handelt es sich um Brettsperrholzdecken und Balkenlagen. Die Bodenbeläge sind aus Brettsperrholzplatten mit einer Dicke von 200 bis 260 Millimetern gefertigt.
Wenn man etwas Gutes aus dem Brand ziehen kann, dann wäre das wohl eine Sache: «Bei der Rekonstruktion im Inneren tat sich angesichts moderner Holzbaustatik die Möglichkeit auf, ganz neu zu konstruieren und den Grundriss zu optimieren», sagt Architekt Fankhauser. «Vor dem Brand haben wir uns der bestehenden Dachkonstruktion untergeordnet. Die ursprüngliche Tragkonstruktion von 1896 zeichnete sich durch viele Stützen aus. Das können wir heute viel eleganter lösen. Wir haben grosse, offene Räume geplant, die keine tragenden Stützen mehr brauchen. Auch die Haustechnik konnten wir im Zuge des Wiederaufbaus optimieren.»
Copyright Bilder: Tri-Angle Fotografie, Ursula Maurer, Sosinlistrasse 2, 8345 Adetswil